Für Jesus beginnt der Glaube mit dem Vertrauen: Von Gott ohne Vorbedingungen angenommen ist der Mensch dazu aufgerufen, aus der Zusage der Nähe Gottes sein Leben zu wagen. Als „Reich Gottes“ ist diese Nähe ein schon jetzt wirksames „Potential“, eine „Bewegung“ mitten in der Welt, die auf ein überzeitliches und universales Heil zielt. An dieser Überzeugung hält Jesus gegen alle Widerstände fest. Die Ostererfahrung der Jünger/innen hat dann auch die Bedeutung, dass Gott Jesus „aus dem Tod herausholt“ und sich mit ihm und seiner Botschaft identifiziert. – Von daher kommt der Reich-Gottes -Botschaft eine zentrale Bedeutung zu. Sie ist „die Brücke“, die vom historischen Jesus zum Christus des Glaubens führt. Das Christus-Bekenntnis der Kirche ist fundamental der Reich-Gottes-Botschaft Jesu verpflichtet, und die Kirche ist Kirche Christi vor allem in dem Maß, in dem sich sie sich an dieser Botschaft orientiert: Ihrer „Vorläufigkeit“ bewusst – weil sie nicht selbst das vollendete Reich Gottes ist – hat sie den Auftrag, Erfahrungen mit der Anwesenheit Gottes mitten in der Welt zu ermöglichen. In christlichen Gemeinden geschieht dies vor allem dann, wenn sie sich nicht in erster Linie über ein geschlossenes Weltbild definieren, sondern durch die gemeinsame Grundannahme, dass die Zukunft Gottes alles menschliche Regeln, Absichern, und Beurteilen übersteigt; wenn sie die Überzeugung teilen, dass die Zukunft Gottes, die jetzt schon gegenwärtig ist, engstirniges Machtstreben verbietet und eine Vielfalt an Ausdrucks- und Lebensformen erfordert. Die Offenheit für die Zukunft Gottes braucht keine unabänderlichen Strukturen; sie macht ermutigende Erfahrungen möglich, um sich in ehrlichem Bemühen, aufrichtigem Engagement und Einsatz für die Würde jedes Menschen „selbst zu verlieren“ und sich so als Kirche Jesu Christi neu zu finden.