Wie ein roter Faden

Rosemarie Egger wird in „Christ in der Gegenwart“ mit der Aussage zitiert, dass sich Gott – ohne theologische Formel, ohne explizites Bekenntnis – ganz unvermutet im Innersten des eigenen Lebens erkennen lässt …


Zu Gott kann ich nicht Vater sagen, auch nicht Freund, schon gar nicht Herr. Er hat sich allmählich und unbemerkt in mein Leben verwoben, wie ein roter Faden durch ein grobes Tuch. Es sind Jahre vergangen, bis ich einmal eine fremde und auch eigene Kraft in mir spürte. Von da an bin ich zielbewusst und furchtlos meinen Weg gegangen. Spät, sehr spät ist Er in mein Leben gekommen. Und doch kann ich nicht sagen, wie es dazu kam. Dieses In-der-Welt-sein, der Alltag, mit seinen abwechselnden hellen und dunklen Gebärden, erstaunt mich. Und auch, dass nicht nur Gott ein Geheimnis ist, sondern jeder Mensch. Geld und Besitz haben längst ihre Anziehungskraft verloren, stets zieht mich etwas Schöneres, Höheres an, danach meine ganze Sehnsucht greift. Alleine unter Menschen, aber nie einsam, dankbar verborgen im Getriebe der Welt, bin ich verankert in Dir.
Rosemarie Egger
Christ in der Gegenwart